10 Jahre Marinas Blog :)

Mein allererster Blogeintrag war vorgestern genau 10 Jahre her! Da dachte ich das nehme ich mir zum Anlass um mal wieder ein Update hier zu posten.
Am 08.02.2008 hab ich die Diagnose alveoläres Rhabdomyosarkom bekommen und schon einen Tag später hab ich den Blog gestartet. Einerseits fand ich es praktisch auf diese Weise aus erster Hand gleich alle Freunde und Bekannte informieren zu können, andererseits habe ich mit der Zeit festgestellt, dass es mir auch gut tut, mir die Ereignisse von der Seele schreiben zu können.

Als die Diagnose fest stand, habe ich dämlicherweise gleich mal Google befragt, in der Hoffnung, ermutigende Geschichten zu finden. Was ich gefunden habe, war aber leider das Gegenteil – alle Erfahrungsberichte in Foren und auf Blogs haben leider kein schönes Ende gefunden. Irgendwie dachte ich, dann werd ich wohl diejenige sein, die eine Geschichte mit Happy End erzählt. Zwischendurch gab es viele viele Höhen und Tiefen, und als ich 2010 mein Rezidiv bekommen habe, dachte ich das wars jetzt mit mir. Aber ich hatte sehr viel Glück, tolle Ärzte und die beste Unterstützung von meinem Mann und meiner Familie, so dass ich auch das Rezidiv überstanden habe.

Dieses Jahr werden es 6 Jahre, die ich aus der Therapie draußen bin und seit letztem Jahr gelte ich als „geheilt“. Das fühlt sich ganz schön verrückt an, nach all den Jahren die ich zu kämpfen hatte.

Ein paar kleine Wehwehchen sind mir noch vom Krebs geblieben, aber das ist im Vergleich zu dem was andere durchmachen echt fast nichts.
Am meisten zu schaffen macht mir meine verminderte Leistungsfähigkeit, ich merke fast täglich dass ich nicht mehr so viel Energie habe wie früher. Mehr als 6 Stunden am Tag kann ich nicht arbeiten, ohne dass es mir zu viel wird. Seit letztem Jahr habe ich dafür aber endlich eine Diagnose bekommen, das Fatigue-Syndrom. Dass das jetzt einen Namen hat und damit irgendwie „legitim“ ist (und ich mir das nicht nur einbilde) macht es für mich sehr viel leichter es zu akzeptieren.
Was mich jetzt wohl auch mein Leben lang begleiten wird ist ein toxischer Nierenschaden, den ich durch die Chemo bekommen hab. Ich hab eine erhöhte Eiweiß- und Zuckerausscheidung, Kalium- und Magnesiummangel und einen erhöhten Kreatininwert. Naja, jetzt bin ich halt Dauergast beim Nephrologen, aber seit der Kalium- und Magnesiummangel mit Tabletten behandelt wird, fühle ich mich auch schon deutlich besser. Und hey, lieber ne kaputte Niere als die Radieschen von unten angucken 🙂

Sonst hat sich auch eine Menge getan. Wenn ich mir den letzten Beitrag so durchlese hat sich mein Leben tatsächlich um 180° gedreht. Ich hatte ja einige Male davon erzählt, dass ich Eizellen eingefroren hab, weil ich laut Prognose der Ärzte vor ca. 3 Jahren in die Wechseljahre hätte kommen sollen. Naja, was soll ich sagen – die Ärzte haben sich mal wieder ziemlich vertan 🙂

Im Januar 2016 war die Überraschung und die Freude riesig, als ich plötzlich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen gehalten hab. Ganz ohne Hormone und großes Trara – einfach so, direkt beim ersten Versuch. Die Schwangerschaft war ganz schön heftig, ich hab wochenlang nur gekotzt, und oft kamen nicht so schöne Erinnerungen an die Chemozeit hoch. Mein Nierenschaden war damals noch nicht diagnostiziert (und der Kaliumwert war lebensbedrohlich niedrig, wie ich am Ende der Schwangerschaft dann beiläufig mitbekommen hab) und ich war die ganze Zeit eigentlich nur völlig schlapp. Dann hab ich noch vorzeitige Wehen bekommen und musste wochenlang nur liegen. Unser kleines Wundermädchen kam dann einen Monat zu früh. Aber sie hat das schnell alles aufgeholt und ist ein Sonnenschein durch und durch. Ich freu mich jeden Tag so wahnsinnig an ihr und daran, dass ich nach all der schlimmen Zeit so ein Geschenk von Oben bekommen habe. Grade hat sie ganz frisch Laufen gelernt und lernt jeden Tag neue Wörter – zum Anbeißen süß 🙂

Eins der nächsten Worte, das wir ihr beibringen müssen wird wohl „Geschwisterchen“, denn ich bin tatsächlich noch ein zweites Mal ganz ohne nachzuhelfen schwanger geworden 🙂
Im Juli ist es so weit und ich bin froh, dass ich die Kotzphase jetzt endlich überstanden hab. Mein Kalium- und Magnesiumwert spielen wieder ziemlich verrückt, deshalb bin ich in engmaschiger Kontrolle beim Nephrologen und beim Frauenarzt.
Ich bin so gespannt auf das zweite Baby, was es wird (wir lassen uns wie schon bei Jolina überraschen) und wie Jolina darauf reagiert. Jetzt freue ich mich aber erstmal auf eine hoffentlich entspannt verlaufende Restschwangerschaft und werde den Frühling und Frühsommer mit Jolina nochmal ganz bewusst genießen, bevor ich meine Aufmerksamkeit (und Energie :)) auf zwei kleine Wunderkinder aufteilen muss 🙂

Krebstechnisch läuft in Zukunft auch nicht mehr viel: Ich hab dieses Jahr im September noch einmal ein letztes Ganzkörper-MRT und dann muss ich nie wieder zur Nachsorge. In meinem letzten Arztbrief stand, dass das Risiko eines Rezidivs bei unter 5% liegt 🙂
Das Schwarz auf Weiß zu bekommen ist schon ein tolles Gefühl nach all den Jahren des Kämpfens, Zitterns und Durchhaltens.

Die Angst ist ab und zu noch ein bisschen da, aber das Thema Krebs rückt immer mehr in den Hintergrund. Trotzdem freue ich mich, dass ich anderen Betroffenen und Angehörigen immer wieder Mut machen kann. Ich habe regelmäßig Kontakt zu einigen Müttern, deren Kinder die gleiche Diagnose wie ich haben. Dass ich mit meinen Erfahrungen und meiner Geschichte weiterhelfen kann, gibt meiner eigenen Erkrankung ein bisschen mehr Sinn.

So, das war jetzt doch wieder einiges.
Jetzt wird es erstmal wieder lange keine Updates geben, gibt ja wie gesagt nix krebsiges mehr zu erzählen 🙂 Mein doppeltes Babyglück wollte ich euch aber zum Blogjubiläum nicht vorenthalten 🙂

Zum Schluss hab ich noch ein paar Bilder von unserem Frankreich-Urlaub im September für euch 🙂 Da Jolina ja noch nicht entscheiden kann ob sie hier zu sehen sein möchte habe ich extra Bilder ausgesucht auf denen ihr Gesicht nicht zu sehen ist.


Alles Liebe,

Marina

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Berichte von Marina. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Marina

Mit 20 hab ich ein Rhabdomyosarkom im Fuß bekommen - seither blogge ich über das Leben mit so nem Ding und über die Therapie. Und auch ein bisschen über die Dinge, die sonst so in meinem Leben passieren :)

Ein Gedanke zu „10 Jahre Marinas Blog :)

  1. Hey Marina.
    Früher habe ich hier mitgelesen, aber nie kommentiert, und irgendwie kam ich nach langer Zeit nun wieder auf Deine Seite.
    Es ist so schön zu erfahren, dass Du nun schon so lange gesund bist, dass Du und Dein Mann Eltern geworden seid und ein zweites Kind unterwegs ist – alles Gute für Euch!
    jule

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


+ drei = 12

* Copy This Password *

* Type Or Paste Password Here *