Land in Sicht

Am Dienstag war ich mal wieder im Krankenhaus. Ich bin ganz allein mit der Bahn gefahren und hab mich so lebendig gefühlt wie schon lang nicht mehr. Wer hätte gedacht, dass die Bahn mich zu solch positiven Gefühlen inspirieren kann.

Die letzten 1 3/4 Jahre hab ich immer jemanden gebraucht, der mit mir hingeht. Meistens, weil ich zu schwach war, aber manchmal auch, weil ich mich so unsicher gefühlt hab und einfach nicht alleine zwischen so vielen Menschen sein wollte. Die Unsicherheit ist jetzt endlich weg und ich freu mich, auch mal wieder allein unterwegs sein zu können.

Ich hatte Therapiegespräch mit der Professorin. Ich hab ja immer noch meinen Katheter drin, und mit der Zeit ist der immer weiter in Richtung Achselhöhle gerutscht. Inzwischen hab ich ab und zu Schmerzen davon und da der sowieso äußerst selten angestochen wird, dacht ich mir der könnte doch eigentlich raus.

Das zweite Thema, was mir noch mehr Bauchschmerzen bereitet hat, ist das Therapieende. Ich hab ja schon letztes Jahr die Tage runtergezählt bis zum Ende, und dann hab ich nochmal Chemo auf unbestimmte Zeit „aufgebrummt“ gekriegt.

Sie hat dann so Sachen erzählt, dass sie nicht weiß wann man die Therapie aufhören kann, weil ich ja ein Einzelfall bin. Und dass ich die einzige RMS-Patientin bin, die derzeit in meinem Stadium mit der RIST-Therapie behandelt wird. Es gab wohl schon Leute in meinem Stadium mit Rezidiv, die es geschafft haben, aber das war sehr selten.

Für jeden anderen Menschen dieser Welt wäre das wahrscheinlich eine eher niederschmetternde Aussage gewesen. Aber ich bin da abgehärtet, weil ich das jedes Mal zu hören krieg. Mit der Zeit lernt man das Positive rauszufiltern. Es gab schon Leute, die es geschafft haben. Also, ist doch klar. Das schaff ich auch.

Wir haben jetzt ausgemacht, dass ich bis März noch Chemo krieg und dann aufhören darf. Im März sind dann zwei Jahre Therapie voll und mit dem Therapieende kommt dann auch der Port raus.

Voll toll 🙂 Endlich mal wieder ein Ende in Sicht. Das hatte ich schon seit einem Jahr nicht mehr.

Nach dem Gespräch war ich noch „kurz“ zum Ultraschall im letzten Kellerloch des Krankenhauses. Ich hatte am Oberschenkel einen Knubbel, der mir Sorgen gemacht hat. Aber Entwarnung, der Radiologe meinte das wär total unauffällig und eher als Rückstände von einem Hämatom (das klingt irgendwie cooler als Blauer Fleck) einzustufen.

So, und jetzt wünsch ich euch allen ein tolles, stressfreies Weihnachtsfest. Und nen guten Rutsch ins neue Jahr.

Ich melde mich dann im Januar wieder, da stehen wieder die großen Untersuchungen an.

Eda

Eigentlich wollte ich ihr schon früher einen Artikel widmen.
Und jetzt ärger ich mich, dass ich das nicht getan habe.

Jetzt wird sie nie lesen können, was ich über sie geschrieben habe 🙁

Eda hatte ein Rhabdomyosarkom, genau wie ich.
Eda hat über ihre Krankheit gebloggt. Von Anfang an. Genau wie ich.
Eda hatte ein Rezidiv, genau wie ich.

Und doch war Eda so anders. So besonders. Witzig, aber immer ehrlich und schonungslos hat sie beschrieben, was grade so passiert. Manchmal konnte ich ihre Blogeinträge nur in Etappen lesen, zeitweise auch gar nicht, weil sie mir einfach so nahe gegangen sind.

Im Februar hat sie gesagt bekommen, sie soll sich um ihr Testament und die Patientenverfügung kümmern. Aber anstatt klein beizugeben, hat sie noch einmal alle Kraft zusammen genommen und sich wieder einer Therapie unterzogen. Zuletzt hieß es, sie kann wieder hoffen. Und jetzt, so ganz ohne Vorwarnung, ist sie einfach weg.

Wir haben in der letzten Zeit, in der es ihr gut ging, viel geschrieben, weil sie die gleiche Therapie bekommen hat wie ich. Und wir haben Pläne gemacht, dass wir uns mal treffen. Ich hätte sie so gerne mal persönlich kennen gelernt.

Eda, ich erhebe mein Glas auf dich. Wir sehen uns an der Bar.