Dies bisschen Leben – Fernsehtipp

Heute abend kommt im SWR der Teil eins einer Doku mit dem Titel „Dies bisschen Leben“ und dem Untertitel „Wenn junge Menschen mit dem Tod kämpfen“.

Ich wurde dafür auch angefragt, aber da ich zu dem Zeitpunkt schon zum großen Teil mit der Therapie durch war, hab ich mich mit der Regisseurin drauf geeinigt, dass das nicht so ganz passt.

Aber mein Krebskumpel Basti ist mit dabei und der Trailer ist schonmal sehr bewegend:

Der erste Teil läuft heute abend um 22:30 im SWR und der zweite Teil in einer Woche, also am 20.11.2012, wieder um 22:30 im SWR. Ich würd einfach mal behaupten einschalten lohnt sich 🙂

Für mich wird das sicher nicht einfach sein, mir das anzuschauen. Das ist alles nicht so weit weg und mir wird sicherlich wieder schlecht werden, wenn ich sehe wie jemand ne Chemoinfusion angehängt bekommt. Aber ich will meine Augen nicht davor verschließen, wie es hätte sein können oder wie es vielleicht noch sein könnte. Und ich hab den größten Respekt vor den Protagonisten, die sich da hinstellen und ungeschönt und undramatisiert zeigen, wie ihr Alltag aussieht.

Der Film ist auch der Startschuss für eine gleichnamige Plattform auf Facebook für junge Menschen mit Krebs.
https://www.facebook.com/DiesBisschenLeben

Würde mich freuen, wenn ihr einschaltet (der Film ist danach auch noch in der Mediathek zu sehen, und zwar hier: http://swrmediathek.de/player.htm?show=67e118a0-2d8d-11e2-a1a1-0026b975f2e6).

Eure Marina

Tiefkühl-Kind

Ganz am Anfang meiner Erkrankung stand die Frage, wie man am Besten meine Fruchtbarkeit erhalten kann. Man erzählte mir von der Möglichkeit, dass mir Eizellen entnommen werden und eingefroren werden können. Direkt gefolgt von einem dicken „ABER dafür haben wir jetzt keine Zeit, man bräuchte 2 Wochen Hormonbehandlung davor und wir müssen sofort mit der Chemo anfangen.“ Also hab ich Spritzen bekommen, die die Eierstöcke lahmlegen, damit sie von der Chemo nicht angegriffen werden. Aber in der Situation macht man sich nicht wirklich Gedanken um Später und Kinder kriegen – es geht da schließlich nur ums überleben. Wie immer hab ich das in meine „Kümmer ich mich drum, wenn ich da überhaupt heil raus bin und den Wunsch hab Kinder zu kriegen“-Ecke im Gehirn geschoben und nicht weiter drüber nachgedacht.

Nachdem die erste Therapie inklusive Erhaltungstherapie vorbei war und ich die Spritzen endlich absetzen konnte, kam meine Periode nicht. Aber so sehr konnte ich mich damit nicht beschäftigen, weil nur 4 Monate später das Rezidiv kam und ich die Spritzen wieder bekommen musste.

Als ich mein Rezidiv bekommen hab, lag der Lmyphknoten leider so ungünstig dass bei der Bestrahlung mein linker Eierstock kaputt ging. Aber auch da hab ich den Gedanken wieder ganz weit von mir geschoben. Schließlich hatte ich sowieso keine andere Wahl als die Bestrahlung zu machen.

Im April dieses Jahres habe ich zum letzten Mal die Spritze bekommen und im Juli bin ich dann zum Frauenarzt um generell mal abzuchecken, wie es denn mit meiner Fruchtbarkeit eigentlich aussieht. Der hat einen Hormonspiegel abgenommen und mich dann nach Heidelberg in die Frauenklinik weiterverwiesen. Dort wurde mir dann gesagt, dass meine Hormonwerte teilweise so niedrig waren, dass sie nicht messbar waren. Und dass das bedeutet, dass die Chance, dass mein Eierstock noch Eizellen produzieren kann bei unter 5% liegt. In so ner Situation kann man nicht anders als sich fragen, warum nicht einfach mal alles gut sein kann. Jetzt hab ich den Krebs überlebt, werde aber mein Leben lang unglücklich sein weil ich mir eigentlich Kinder wünsche! Krebs ist so ne verdammt unfaire Sache!

Die Professorin dort hat mir dann Hormone verschrieben, die ich über 3 Monate nehmen sollte. Danach sollte ich nochmal wiederkommen und wir sehen weiter.

Oft hab ich in den 3 Monaten nachts wach gelegen und geweint. Meine ganze Vorstellung von der perfekten Zukunft – einfach so kaputt. Chris meinte mit seinem trockenen Humor, dass wir einfach jedes Mal wenn wir uns ein Kind wünschen eine Katze kaufen könnten. Und dann irgendwann mit 235 Katzen enden.

Der Termin war jetzt im Oktober. Ich bin natürlich schon mit Taschentüchern bewaffnet hin, weil ich auf das Schlimmste gefasst war.

Beim Ultraschall stellte die Professorin dann aber fest, dass meine Gebärmutterschleimhaut ganz gut aussieht. Mit der Info konnte ich zwar nichts anfangen, aber ich hab das mal als gutes Zeichen gedeutet 🙂 Und tatsächlich, in meinem Eierstock hatte sich eine EIZELLE gebildet!

Mit der Information war ich erst recht überfordert. Und vor allem als sie mir sagte, dass das vielleicht die letzte ist, die der Eierstock aus sich rausquetscht hab ich den Mund nicht mehr zubekommen. Ihre Empfehlung war, dass wir doch heut abend gleich mal mit der Befruchtung loslegen sollen. Von meiner behandelnden Professorin aus soll ich aber erstmal keine Kinder bekommen, weil das Rezidivrisiko momentan noch viel zu hoch ist. Ich würde mich da auch unwohl damit fühlen und wahrscheinlich verrückt werden, wenn ich während der Schwangerschaft nicht nur um mich, sondern auch um mein potentielles Kind fürchten müsste (falls sich der Krebs entscheidet, doch noch ein Ründchen in meinem Körper zu bleiben). Ich hab dann ganz vorsichtig gefragt ob man die nicht einfach entnehmen und einfrieren kann.

Zwei Tage später war ich dann wieder zu Besuch in der Frauenklinik und hab mir die Eizelle entnehmen lassen. Sie wurde danach erfolgreich befruchtet und wartet seitdem in irgendeiner Tiefkühltruhe drauf, dass wir unbedenklich einen Versuch wagen können.

Die nächste Hormontherapie ist auch schon gestartet und am Ende schauen wir wieder, ob nicht vielleicht noch mal ne Eizelle da ist, die wir entnehmen und einfrieren können.

Ich weiß, dass damit nicht garantiert ist, dass das mit der Schwangerschaft tatsächlich klappt. Aber ich kann wieder berechtigt auf mein Happy End hoffen 🙂