Geschafft

…hab ich es ja eigentlich schon seit ein paar Wochen, aber es hat gedauert, bis ich wieder aus meinem Loch aus Appetitlosigkeit, Schwäche und Niedergeschlagenheit rauskrabbeln konnte.

Ich konnte mir gar nicht so richtig drüber freuen, dass es jetzt vorbei ist, weil mit der Tablettenfreiheit auch wieder die Angst kam, dass der Krebs zurückkommen könnte.

Beim letzten mal, als ich komplett mit der Therapie fertig war, war ich noch naiver und manchmal wünsche ich mir diese Naivität zurück. Inzwischen hatte ich selbst ein Rezidiv und habe einige Freunde an den Krebs verloren. Ich kann einfach nicht mehr alles von mir wegschieben und sagen, mir kann sowas nicht passieren.

Das geht so weit, dass ich mir ständig einbilde, ich hätte irgendwo irgendwelche Knubbel und andere Symptome. Ich taste mich sowieso schon jeden Tag in der Leiste ab, und manchmal ziepts dann irgendwo und ich konzentriere mich so dermaßen darauf, dass es dann prompt wieder wehtut, obwohl da eigentlich gar nichts ist. Letzte Woche hatte ich ein oberflächliches Taubheitsgefühl im Gesicht, was mich zuerst total erschreckt hat. Aber dann hab ich gemerkt, dass es jedes Mal an ner anderen Stelle ist und überhaupt nur da ist, wenn ich daran denke.

(Für alle die, die jetzt entsetzt aufschreien und sagen ich soll mal lieber nachschauen lassen: Ich hab nächste Woche sowieso ein Ganzkörper-Kernspin.)

Solche Möchtegern-Symptome sind für mich nichts neues, ab und zu hatte ich die während der ersten Therapie schon. Und ich kenne meinen Körper immerhin inzwischen so gut, dass ich glaube, ich kann diese Möchtegern-Sachen von was ernstem unterscheiden. Zumindest hab ich ja schonmal den Untschied erkannt, als ich den Lymphknoten in der Leiste ertastet habe. Wenn ich mich also nur genug ablenke, komme ich damit ganz gut zurecht.

Womit wir zu meiner aktuellen Selbst-Therapie kommen: dem Puzzeln 🙂
Ich hab schon vor 10 Jahren (das klingt als wäre ich ganz schön alt :)) ein Auge auf ein 18.000 Teile-Puzzle geworfen und jetzt hab ich die Zeit  und den Platz um es zu puzzeln. Also habe ich zugeschlagen. Und durch das Puzzeln bin ich so abgelenkt und so voller Eifer, dass ich das wirklich als eine Art Therapie sehe. Nebenher noch ein Hörbuch und es ist perfekt 🙂
Falls jemanden interessiert, wie ich mit dem Puzzeln voran komme: Ich habe mich in einem Puzzle Forum angemeldet und dort eine Dokumentation drüber erstellt: http://www.puzzle-forum.de/forum312/index.php?page=Thread&threadID=4143

Eine andere Sache, die mir grade noch im Magen liegt, ist die Reha. Ich konnte meinen Antrag erst vor 1 1/2 Wochen stellen, weil die Psychologin vom Krankenhaus grade nicht da ist und ich auf deshalb mein psychologisches Gutachten warten musste (weil die arme Vertretung jetzt zwei Jobs machen muss). Da die Reha aber schon am 30. April losgehen soll, wird das jetzt sehr knapp. Ich hab gestern bei der Rentenversicherung angerufen und dort kann man leider auch nicht sagen, ob das rechtzeitig klappen wird. Ist so n bisschen bescheuert, weil ich jetzt total in der Luft häng und nicht weiß, ob ich für länger als 2 Wochen Pläne machen kann oder nicht.

Aber eigentlich brauch ich die Reha mehr als dringend. Körperlich und auch psychisch. Mein Ziel ist es ja, irgendwann wieder ins Arbeitsleben einzusteigen und ich fühl mich im Moment ganz schrecklich bei dem Gedanken, mich irgendwo zu bewerben. Die Angst, wegen meiner Krankheit abgelehnt zu werden sitzt sehr sehr tief (und treibt mir gerade spontan schon wieder Tränen in die Augen).

Wie schon erwähnt ist nächsten Dienstag meine Abschlussuntersuchung. Es gibt Momente, in denen ich extreme Angst davor hab, und dann wieder denk ich es wird alles easy. Die Anspannung ist dieses mal ganz besonders groß, weil mich das Fernsehteam wieder begleitet und meine Horror-Vorstellung, vor laufender Kamera von einem Rezidiv zu erfahren hat mich schon eine schlaflose Nacht gekostet. Aber das Filmteam ist ja zum Glück nicht von RTL, deshalb muss ich mir da wohl keine Gedanken machen 🙂

Nächsten Donnerstag (aber davor werd ich mich auf jeden Fall nochmal mit dem Ergebnis des MRTs melden) ist dann noch die Port-Explantation und dann bin ich das blöde Teil endlich los. Also eigentlich find ich so nen Port ja von der Funktion her super, aber meiner ist leider im Laufe der Zeit immer weiter in Richtung Achselhöhle gerutscht und stört jetzt öfter mal.

Also dann drückt mir mal kräftig die Daumen für das MRT am Dienstag und dafür, dass die Reha genehmigt wird.

Eure Marina

Zweiter Drehtag, Fotoshooting und endgültiger Endspurt

Nach 2 Wochen Tablettenpause hatte ich vor einer Woche wieder ein Fotoshooting, was vom Kamerateam begleitet wurde.

Ich war übel aufgeregt, weil ich ja nicht tagtäglich beim vor der Kamera rumturnen gefilmt wurde. Zuerst haben wir allerdings noch bei mir zu Hause gedreht, weil wir letztes Mal zu ein paar Einstellungen nicht gekommen sind. Und das hat mir zum Glück die Aufregung etwas genommen. Ich hab vor der Kamera ein bisschen gepuzzelt (weil ich das zur Beruhigung sehr gerne und oft mache und auch während der Therapie gemacht hab) und dann hab ich mich sogar noch getraut, Gitarre zu spielen und dazu zu singen. Keine Ahnung, wie gut die Idee war 🙂

Dann gings ab zum Fotostudio, wo meine Freundin Antonella (die ich übrigens in der Reha kennen gelernt hab) und die Fotografen Caro und Martin schon auf uns gewartet haben. Während Antonella mich geschminkt und meine Locken gezähmt hat, wurden wir fast die ganze Zeit gefilmt. [ironie] War natürlich super entspannend und unser Gespräch währenddessen war total unverkrampft[/ironie].

Das Shooting selbst war super cool. Auch wenn es etwas merkwürdig war, dass sich wirklich ALLES um mich gedreht hat. Aber dadurch dass ich alle Beteiligten schon kannte, war es trotz der merkwürdigen Situation bei jeder Bewegung gefilmt zu werden, ziemlich locker.

Aus meiner Perspektive sah das so aus:

 

Vom Shooting selbst nur mal ein kurzer Vorgeschmack, die weiteren Bilder kommen dann in nem weiteren Blogpost irgendwann anders.


Die Fotos wurden gemacht von Caro und Martin Schlender, hier der Link zu ihrer Homepage: http://www.schlender-fotografie.de/

Montagabend hab ich dann mit dem vorletzten Block Immuntherapie angefangen. Dienstag war dann wieder fürn Arsch, weil ich den halben Tag mit Schüttelfrost im Bett lag und seither kämpf ich wieder mit Müdigkeit und Antriebslosigkeit.
Heute Abend fang ich dann schon mit dem allerletzten Block an, am Mittwochabend nehm ich dann also die AllerAllerAllerletzte Tablette in meiner Therapie!

So, dann gibts jetzt erstmal lecker Tabletten. Ne schöne Woche wünsch ich euch!

Eure Marina

Filmreifes Chemoende

Vor ein paar Wochen habe ich eine Anfrage von einer Produktionsfirma bekommen, ob ich Lust habe bei einer Dokumentation über Krebs für den ZDFinfokanal mitzumachen. Da ich schonmal ne ähnliche Anfrage bekommen hatte und mir da schon meine Gedanken gemacht hatte, musste ich nicht lang überlegen und hab zugesagt.

Der erste Drehtag (von voraussichtlich drei) fand am Freitag statt. Das Kamerateam wollte dabei sein, wenn ich meine letzte Chemotablette nehme. Ich war übel aufgeregt, als die dann mittags vor meiner Tür standen 🙂 Aber das ist schnell verflogen, weil die alle so nett waren! Zum Einstieg haben wir ein paar Einstellungen gedreht, bei denen ich die Treppe runterkommen musste (5x oder so :)), aufs Sofa sitze, mir mein Laptop schnappe und ein bisschen tippe und so.

Danach wurde ich interviewt. Das war gar nicht so spektakulär wie ich mir das vorgestellt hatte, zumal ich meine Story ja irgendwie schon hundertmal erzählt hab. Weiß zwar nicht mehr so genau, was ich alles erzählt hab, aber es war bestimmt alles total spannend und tiefgründig 😀
Ich hab dann noch einige Passagen aus meinem Artikel „Nachtgedanken“ vorgelesen und dann kamen meine Eltern und meine kleine Schwester Julia zu Besuch. Wir sind dann alle zusammen mit dem Hund spazieren gegangen (erwähnenswert ist an dieser Stelle auch das Glück, das wir mit dem Wetter hatten. Nicht.). Also eigentlich sind wir eher immer hin und hergelaufen 🙂 Meine Eltern + Julia durften dann auch noch was sagen und dann sind sie auch schon wieder verschwunden. Bis auf Julia die ist spontan noch dageblieben 🙂

Abends war nämlich noch ein Spieleabend unter Freunden geplant bevor ich die letzte Tablette dann einwerfe. Haben dann lecker Wraps gegessen (wobei sich am Anfang keiner meiner Freunde in meine Nähe getraut hat, weil ich – inzwischen doch recht fertig – auf dem Sofa saß und das Kamerateam in meiner Nähe stand) und noch was gespielt.

Danach hab ich so getan als würde ich meine Freunde verabschieden (weil ich meine Tablette jetzt nicht so wirklich in großer Runde nehmen wollte – in Wirklichkeit sind sie nur nach unten auf die Straße gegangen und später wieder hochgekommen, aber psssst). Die letzte Tablette war dann noch ein klitzekleiner Act, bis aus allen Blickwinkeln gefilmt wurde, wie ich die Tablette aus der Schublade nehme, die Verpackung aufschneide, die Tablette anschaue. Ich war fast schon froh als ich sie dann endlich nehmen durfte 🙂

Nicht erwähnen werde ich an dieser Stelle, dass ich gleich mal losgeheult hab, als die Kameras aus waren – ups, schon passiert 🙂 Die Anspannung ist einfach von mir abgefallen – letzte Chemotablette und den ganzen Tag unter Beobachtung war schon anstrengend. Was ich aber erst so richtig gemerkt hab als es dann vorbei war.

Alles in allem war der Tag so cool. Ich hab mich richtig wichtig gefühlt mit meinem kleinen Mikro, und dass sich mal den ganzen Tag alles um mich dreht war auch nicht die unangenehmste Erfahrung 😀 Das Team war so nett, dass ich mich richtig wohl gefühlt hab, obwohl es ja nicht unbedingt die natürlichste Situation für mich war 🙂

Am Wochenende hatten wir dann noch die Bude voll, haben viel gespielt und gelacht. Ich merk die Nachwirkungen von der Chemo jetzt erst so richtig. Ich bin ziemlich schlapp und lustlos. Aber diese Woche ist erstmal Tabletten-Pause. Zwei Immunblöcke stehen mir ja noch bevor mit eigentlich einer Woche Pause dazwischen. Ich will aber lieber beide am Stück nehmen, also kann ich entscheiden, ob ich lieber noch eine Woche Pause davor haben will oder eine Woche früher fertig bin. Das kommt jetzt ganz auf die Planungen der nächsten Tage an.

PS: Sobald ich den Ausstrahlungstermin für die Doku weiß, sag ich euch natürlich Bescheid. Bisher weiß ich nur dass es im Mai sein wird.

Knochenmarkpunktion und die weitere Planung

Gestern war ja wie im letzten Eintrag erwähnt meine Knochenmarkpunktion.

Wir standen gestern morgen dann erstmal kräfig im Stau und dort angekommen musste ich gleich zum Blutbild, was auch ewig gedauert hat.

In der OBE musste ich dann auch noch mal Ewigkeiten warten und kurz bevor ich dann denn Hungertod gestorben bin ist dann um halb 12 (der eigentliche Termin war auf halb 10 festgelegt und ich musste ja nüchtern sein) der Narkosearzt endlich aufgetaucht und ab gings ins Träumeland. War wie immer ziemlich verwirrend. Chris meinte danach dass wohl an  einer Stelle ein bisschen was schief gelaufen ist und sie deshalb länger gebraucht haben und ich auch noch ne Extraladung Narkose gekriegt hab.

Als ich dann wieder halbwegs fit war war dann noch ein Gespräch mit der Professorin angesetzt. Auf die mussten wir – wer hätts gedacht – auch nochmal warten. Aber dafür war das Gespräch sehr toll. Wir haben jetzt alle Blöcke bis zum Chemoende genau festgelegt! Ich hatte schon lange keinen richtigen Plan mehr und jetzt kann ich sogar genau die Tage bis zum Ende zählen 🙂

Meine letzte Chemotablette nehm ich am 2. März, die letzte Immuntablette am 29. März. Bis dahin sind noch genau 60 Tabletten zu schlucken.

Ende April kommt dann noch ein Abschluss-Kernspin und wenn das gut ist (wovon wir natürlich alle ausgehen :)) kommt in der gleichen Woche noch mein Port raus und am 30. April gehts los in die Reha!

Das Ende ist jetzt so greifbar nah, dass ich gestern trotz übler Schmerzen sehr glücklich das Krankenhaus verlassen konnte 🙂

Dafür sind die Schmerzen dann auf der Heimfahrt fast unerträglich geworden. Da hat sich dann auch die schief gelaufene Punktion bemerkbar gemacht, auf der linken Seite hat der Schmerz noch nach oben und nach unten ausgestrahlt. Bei jedem Schlagloch und jeder  Bodenwelle bin ich zusammengezuckt 🙁

Immerhin konnt ich heut  Nacht aber gut schlafen und die Schmerzen sind nicht mehr ganz so schlimm.

Achja, eins hätt ich fast noch vergessen: Ich hab den Detail-Befund von meinem Kernspin bekommen und auch bei näherem Hinsehen ist alles supi (Zitat“…unauffälliger Befund, insbesondere kein Metastasenhinweis.“)!

Am 24. Februar bin ich nochmal in der Röhre, weil mein Fuß nochmal extra untersucht wird. Ist nur ne Routinekontrolle, weil die Aufnahmen am letzten Ganzkörperkernspin nicht gemacht wurden, weil das sowieso immer schon so lang dauert.