Bestrahlung, Perücke und so

Seit dem letzten Eintrag hat sich eine Menge getan. Ich hab lange nicht geschrieben, weils mir überhaupt nicht gut ging. Die Chemo, die ich bekomme, ist nicht so gut verträglich wie ich gedacht hab. Im Krankenhaus sagte man mir, die einzig ernst zu nehmende Nebenwirkung wäre der Durchfall und der wäre mit Tabletten in den Griff zu kriegen.
Was ich nicht bedacht habe ist, dass ich inzwischen auf alle Reize im Krankenhaus reagiere. Der Geruch von Desinfektionsmittel, der leichte Geschmack von Kochsalz im Mund wenn mein Port angestochen wird, das Putzmittel, mit dem der Boden in der Eingangshalle geputzt wird – alles das bringt mich früher oder später dazu, mich zu übergeben. Ich bin immer heilfroh wenn ich nach 3 Stunden das Krankenhaus verlassen darf um den Rest es Tages zu Hause zu verbringen. Dort kann ich dann wenigstens noch etwas ausruhen bevor ich abends noch meine Chemotablette einwerfen muss und es am nächsten Tag gleich wieder weiter geht.
Nach den ersten 5 Tagen Chemo kam dann ja gleich wieder eine Woche Tabletten, die ich nur mit Müh und Not alle drinbehalten konnte (8 Tabletten am Tag sind halt auch nicht so nett zum Schlucken wenn einem sowieso schon schlecht ist). Und danach sollte es gleich wieder mit Chemo weitergehen.
Leider hab ich innerhalb der ersten 2 Wochen gleich mal wieder 5 Kilo abgenommen und war auch psychisch total am Ende. Deshalb haben sie die letzte Chemo auf zwei Tage verkürzt, so dass ich eineinhalb Wochen zum Erholen hab, bevor der nächste Chemohammer geschwungen wird.

Im Moment sind meine Blutwerte so niedrig, dass ich mit den Tabletten auch nicht wieer anfangen konnte. Irgendwie bin ich darüber nicht so richtig traurig, so hab ich immerhin noch mehr Zeit um mich zu erholen und zu versuchen, wieder etwas mehr zu essen. (Gestern hab ich immerhin wieder fast einen ganzen McChicken geschafft :))

Bei der Entscheidung ob Bestrahlung oder OP haben sich die Ärzte jetzt für Bestrahlung entschieden. Diesmal wird die Bestrahlung insgesamt 5 Wochen dauern. Da die Leiste bestrahlt wird, wird der Darm dabei in Mitleidenschaft gezogen und da mein Chemo-Medikament auch auf den Darm geht, wird die Chemo über den Port in dieser ZEit ausgesetzt. Da bin ich ziemlich erleichtert drüber, weil es ursprünglich hieß, dass alles ganz normal weitergeht. Leider wird bei der Bestrahlung auch der linke Eierstock komplett zerstört. Man könnte ihn zwar operativ verschieben, aber das wäre 1. noch ein Eingriff, der bei meinen Werten nicht so ganz optimal wäre und 2. wäre dann auch nicht garantiert, dass die Funktion erhalten bleibt. Also muss der rechte eben ausreichen.

Meine Haare sind inzwischen auch wieder alle weg. Ich hatte in der letzten Woche so massiven Haarausfall, dass ich mich gestern dazu entschieden hab, alle abzurasieren.
Die Haare lagen zum Schluss überall rum und haben mich auch nachts total gestört, weil sie so im Kissen gepiekst haben. Und mit den kahlen Stellen wollte ich mich auch nicht im Spiegel sehen. Dann lieber gleich ganz ohne Haare.
Diesmal hatte ich nicht so ein großes Problem damit, sie waren ja auch noch nicht so lang. Nächste Woche geh ich erstmal wieder eine Perücke aussuchen. Wird sicher wieder spaßig 🙂

Inzwischen haben sich auch meine Pläne wieder verändert. Ich kann leider ab September nicht auf die Schule gehen, weil ich ja schlecht alle vier Wochen eine Woche fehlen kann.
Also konzentriere ich mich ganz aufs gesund werden. Danach würd ich sehr gern in Reha gehen (die im Sommer musste ich absagen, das ist ja mitten in der Bestrahlung). Und danach kann ich mich voll und ganz darauf konzentrieren, unsere Hochzeit zu planen, die ja nächstes Jahr im Sommer statt finden soll.

Therapie

Inzwischen hab ich mit der Immuntherapie angefangen, die ich bisher ganz gut vertragen hab. Letzte Woche hatte ich eine Menge Arzttermine wegen verschiedenen Dingen.
Ich hab am Dienstag vor ner Woche einen Schlauch in die Leiste gelegt bekommen, damit die Lymphflüssigkeit ablaufen konnte. Ich hatte dann doch ein ziemlich großes Fläschchen unten dran, das ich dann die ganze Zeit mit mir rumtragen musste. War aber gut dass es dann am Mittwoch wieder rauskam, weil ich das ständig vergessen hab und drübergestolpert bin oder es auf dem Boden hinter mir hergezogen hab 🙂
Der Professor, der das grade noch etwas überwacht, ist sich aber immer noch nicht sicher, dass da nix nachläuft und so hab ich grade ständig um halb 8 (morgens!!!) Kontrolltermine in Stuttgart. Am Montag auch wieder – bäh, so früh!

Mittlerweile hat sich auch mein Therapieplan geändert, ich hatte ja zuerst alle vier Wochen ein anderes Medikament. Jetzt bekomm ich immer zwei Medikamente zusammen und dann wechselt sich das alle zwei Wochen ab. Also immer eine Woche Immuntherapie und eine Woche Chemo. Am Anfang kommt das immer abwechselnd, aber mit dem Lauf der Therapie wird der Anteil der Immuntherapie größer – zum Glück.
Die Chemo ist nämlich auch nicht so harmlos wie ich am Anfang gedacht hab. Ich muss jetzt eine Woche (Montag bis Freitag) jeden Tag ins Krankenhaus und bekomm da eine Stunde Infusion und eine Stunde noch Spülung. Starten tut das ganze am Montag.

Hab jetzt extra für das Wochenende ganz viele Sachen geplant, die ich wahrscheinlich erstmal nicht machen kann wenn ich Chemo krieg (gestern waren wir bowlen, morgen gehen wir wahrscheinlich ins Hallenbad…). Aber mal sehen wie ich das vertrag, vielleicht häng ich ja gar nicht so arg in den Seilen.

Es steht auch immer noch die Entscheidung aus, ob lokal in der Leiste bestrahlt oder nochmal operiert wird. Inzwischen bin ich eher für die Bestrahlung, weil die OP wohl doch was größeres wär. Die müssten die ganze Lymphbahn in der Leiste entnehmen und dann irgendwie Haut vom Bauch oder vom Rücken transplantieren. Und das nicht gerade wenig. Ich hab verständlicherweise nicht so wirklich Lust auf eine riesige Narbe an Bauch oder Rücken. Aber mal schaun, für was die sich entscheiden. Ich mach natürlich brav was immer von mir verlangt wird 🙂