Filmreifes Chemoende

Vor ein paar Wochen habe ich eine Anfrage von einer Produktionsfirma bekommen, ob ich Lust habe bei einer Dokumentation über Krebs für den ZDFinfokanal mitzumachen. Da ich schonmal ne ähnliche Anfrage bekommen hatte und mir da schon meine Gedanken gemacht hatte, musste ich nicht lang überlegen und hab zugesagt.

Der erste Drehtag (von voraussichtlich drei) fand am Freitag statt. Das Kamerateam wollte dabei sein, wenn ich meine letzte Chemotablette nehme. Ich war übel aufgeregt, als die dann mittags vor meiner Tür standen 🙂 Aber das ist schnell verflogen, weil die alle so nett waren! Zum Einstieg haben wir ein paar Einstellungen gedreht, bei denen ich die Treppe runterkommen musste (5x oder so :)), aufs Sofa sitze, mir mein Laptop schnappe und ein bisschen tippe und so.

Danach wurde ich interviewt. Das war gar nicht so spektakulär wie ich mir das vorgestellt hatte, zumal ich meine Story ja irgendwie schon hundertmal erzählt hab. Weiß zwar nicht mehr so genau, was ich alles erzählt hab, aber es war bestimmt alles total spannend und tiefgründig 😀
Ich hab dann noch einige Passagen aus meinem Artikel „Nachtgedanken“ vorgelesen und dann kamen meine Eltern und meine kleine Schwester Julia zu Besuch. Wir sind dann alle zusammen mit dem Hund spazieren gegangen (erwähnenswert ist an dieser Stelle auch das Glück, das wir mit dem Wetter hatten. Nicht.). Also eigentlich sind wir eher immer hin und hergelaufen 🙂 Meine Eltern + Julia durften dann auch noch was sagen und dann sind sie auch schon wieder verschwunden. Bis auf Julia die ist spontan noch dageblieben 🙂

Abends war nämlich noch ein Spieleabend unter Freunden geplant bevor ich die letzte Tablette dann einwerfe. Haben dann lecker Wraps gegessen (wobei sich am Anfang keiner meiner Freunde in meine Nähe getraut hat, weil ich – inzwischen doch recht fertig – auf dem Sofa saß und das Kamerateam in meiner Nähe stand) und noch was gespielt.

Danach hab ich so getan als würde ich meine Freunde verabschieden (weil ich meine Tablette jetzt nicht so wirklich in großer Runde nehmen wollte – in Wirklichkeit sind sie nur nach unten auf die Straße gegangen und später wieder hochgekommen, aber psssst). Die letzte Tablette war dann noch ein klitzekleiner Act, bis aus allen Blickwinkeln gefilmt wurde, wie ich die Tablette aus der Schublade nehme, die Verpackung aufschneide, die Tablette anschaue. Ich war fast schon froh als ich sie dann endlich nehmen durfte 🙂

Nicht erwähnen werde ich an dieser Stelle, dass ich gleich mal losgeheult hab, als die Kameras aus waren – ups, schon passiert 🙂 Die Anspannung ist einfach von mir abgefallen – letzte Chemotablette und den ganzen Tag unter Beobachtung war schon anstrengend. Was ich aber erst so richtig gemerkt hab als es dann vorbei war.

Alles in allem war der Tag so cool. Ich hab mich richtig wichtig gefühlt mit meinem kleinen Mikro, und dass sich mal den ganzen Tag alles um mich dreht war auch nicht die unangenehmste Erfahrung 😀 Das Team war so nett, dass ich mich richtig wohl gefühlt hab, obwohl es ja nicht unbedingt die natürlichste Situation für mich war 🙂

Am Wochenende hatten wir dann noch die Bude voll, haben viel gespielt und gelacht. Ich merk die Nachwirkungen von der Chemo jetzt erst so richtig. Ich bin ziemlich schlapp und lustlos. Aber diese Woche ist erstmal Tabletten-Pause. Zwei Immunblöcke stehen mir ja noch bevor mit eigentlich einer Woche Pause dazwischen. Ich will aber lieber beide am Stück nehmen, also kann ich entscheiden, ob ich lieber noch eine Woche Pause davor haben will oder eine Woche früher fertig bin. Das kommt jetzt ganz auf die Planungen der nächsten Tage an.

PS: Sobald ich den Ausstrahlungstermin für die Doku weiß, sag ich euch natürlich Bescheid. Bisher weiß ich nur dass es im Mai sein wird.