Krankenhausgedanken

Es ist seltsam. Heut war ich nach 4 Monaten mal wieder im Krankenhaus. Nach 3 1/2 Stunden bin ich wieder rausgelaufen und war total fertig und bin es seither den ganzen Tag.

Das liegt nicht mal an der körperlichen Anstrengung. Die Eindrücke, die Gerüche, alles erinnert mich an die Chemo-Zeit. Und irgendwie fühlt es sich merkwürdig an.

Ich kam heute morgen in der Ambulanz an und wurde von fast allen Schwestern nicht mehr richtig erkannt. Also auf den zweiten Blick dann schon, aber das war sehr ungewohnt für mich, weil mich die Schwestern ja über Jahre hinweg durch die Therapie begleitet haben. Es fühlt sich komisch an, nicht mehr „dazuzugehören“, obwohl mich das eigentlich glücklich machen sollte.

Vielleicht ist es die Tatsache, dass ich im Moment wie zwischen zwei Welten hin und hereiere. Ich nenn sie mal die Krebswelt und die Normale Welt. Ich wachse mit jedem Tag mehr in die normale Welt hinein, fühle mich aber noch nicht ganz zu Hause dort, weil ich noch nicht voll belastbar bin und noch nicht wie ein „normaler“ Mensch funktioniere. In die Krebswelt passe ich aber auch nicht mehr rein, weil es mir dafür wieder viel zu gut geht. Aber in Gedanken bin ich ständig beim Krebs, wie er mein Leben beeinflusst hat und noch beeinflussen wird.

Auch wenn meine Gedanken ständig um das Thema Krebs kreisen, war es heute merkwürdig, in der Ambulanz an den Infusionsständer gekettet zu sitzen und die gleichen Gerüche und Geräusche wahrzunehmen wie während meinen Therapien. Ich hatte das Gefühl, die Erinnerung daran in eine Schublade ganz hinten in meinem Gehirn verstaut zu haben und ganz plötzlich ist diese Schublade aufgegangen und all der Mist wieder rausgekommen. Und seither bin ich wieder damit beschäftigt, die Erinnerungen zu sortieren und wieder reinzulegen.

Eigentlich war das Gespräch mit meiner Professorin heute positiv. Wir haben Termine für Anfang April ausgemacht, da ist wieder die große Kernspinuntersuchung und eine Knochenmarkpunktion an der Reihe. Es war vielleicht wieder ein bisschen zu viel von der Krebswelt auf einmal und ich bin froh, das Krankenhaus wieder für 3 Monate hinter mir zu lassen.

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Über Marina

Mit 20 hab ich ein Rhabdomyosarkom im Fuß bekommen - seither blogge ich über das Leben mit so nem Ding und über die Therapie. Und auch ein bisschen über die Dinge, die sonst so in meinem Leben passieren :)

14 Gedanken zu „Krankenhausgedanken

  1. Heyho Marina,

    nach Jahren in der Krebswelt ist es doch verständlich, dass du nicht von heute auf morgen „rüberhüpfst“ und die ganzen Erfahrungen komplett wegfallen lässt.
    Aber es freut mich unglaublich, dass mittlerweile der deutliche Großteil deines Lebens in der normalen Welt statt findet! =)

    Super, dass das Gespräch positiv verlief und ich drück dir natürlich weiterhin die Daumen.

    Liebe Grüße,
    Benne

  2. Liebe Marina, kann gut verstehen, wie Du Dich da so fühlst! Auch 2 Jahre nach Therapieende geht es mir manchmal (es wird besser!!!) noch so. Man wurde halt irgendwie aus dem Leben herausgerissen und muss dann erst wieder seinen Platz darin finden. Irgendwie ist es schwierig einfach so weiterzumachen wie davor, auch wenn es von außen betrachtet vielleicht so aussieht, als ob das geht. Weiß nicht, wie es um Deine Englischkenntnisse bestellt ist, aber ich habe eine amerikanische Seite gefunden, die ganze interessante Informationen für junge Erwachsene gibt, die an Krebs erkrankt sind/waren: http://www.planetcancer.org/. Ich fand es ganz hilfreich zu sehen, dass es anderen auch so geht! Liebe Grüße

  3. HI,

    ich drueck dir auch auf jedenfall die Daumen! Lass dich von den Besuchen im KH nicht runterziehen!

    Jetzt hast du ja erst mal bis April Ruhe!

    Mittwochsgrüße

    Lulu

  4. Hallo Marina,

    Ich kann Dir das gut nachfühlen. Als ich über drei Jahre nach meiner ersten Chemo, mal jemandem den entsprechenden Raum zeigen wollte, bin ich absolut entspannt da rein und drinnen hat es mich dann fast umgehauen. Geschmack, Geruch, Gefühl … alles kam spontan und heftig wieder hoch und ich mußte ganz schnell da raus. Es dauert wohl eine ganze Weile, bis man all diese Eindrück wirklich verarbeitet hat.

    Schön das Du jetzt bis April keine derartigen Termine hast.

    Gruss sue

  5. Liebe Marina, das kenne ich nur zu gut. Als damals meine Therapie zu Ende war und ich meine erste, zweite und dritte Zometainfusion bekam, war das immer ein komischer Gang. Auch die Nachsorgeuntersuchungen. Man war mind. 3 Monate nicht mehr dort gewesen, was ja erfreulich war. Genau wie du sagst – eigentlich sollte man froh sein, aber es fehlte auch.
    Das hört sich blöd an, aber mir fehlte diese Praxis richtig. Der regelmäßige Gang dorthin und die Späße der Schwestern, das Warten etc. Es war einfach ungewohnt.

    Aber mit der Zeit gewöhnt man sich auch daran, nicht mehr so oft hin zu müssen und irgendwann erinnerst du dich vlt. auch weniger an die ganzen Schwestern *g*

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